” Ich fahr´vor. Rechts am Friedhof vorbei..das ist MEIN Wald , da hamm wir als Plagen gespielt..da kenn ich jeden Baum.”
Ja Schitte auch !
Nach grad mal fuffzig Jahren waren vom hohen, lichten Tann nur noch dichtes Getrüpp übrig, durch das wir, teilweise ohne Sichtkontakt, unsere Sportgeräte wuchteten. Zu Fuß ! Liebevoll streichelten die Brennesseln unsere unbehosten Waden, während wir uns immer mehr verfransten.
Als wir nach ´ner halben Stunde auf befahrbares Geläuf zurückfanden, übernahm der Gedopte die Führung und es ging rauf zur Glückseiche und wieder runter ins Stefanopler Tal. Auf der anderen Talseite wieder hoch, und zwar endlos, um mit 60 Sachen nach Deilinghofen runterkesen zu können. Nach einer kurzen Stipvisite am neuen WISPA Festplatz gings auf direktem Weg zum immer noch in Fremdbesitz befindlichen Vereinsheim, wo wir drei –
( hatte ich den Gepunkteten schon erwähnt ? Der hatte schon 30 km auf dem Tacho, als wir losfuhren ! ) uns der Rehydrierung widmeten.
Schön war´s
Hatte uns der Novize entführt, auf den wegen seiner Kindheit schlugen wir uns ZU FUSS durch das Dickicht. Kam es deswegen, weil wir uns auf der ehemaligen “Todesbahn” bewegten oder lag es an der lauen Frühlingsluft, dass ich noch heute zwei dieser kleinen, possierlichen Tierchen von meiner Haut entfernen musste. Ich bin ja froh, dass sie noch nicht so aussahen!
was nicht ist muss auch nicht unbedingt werden. Ich bin gespannt auf den Bericht des Novizen, der stumme manitou leidet ja still!
Möge allzeit Tinte seinen Füller benetzen … möge die kommende Jahreshauptversammlung meinem Rate folgen, den Schriftführer bereits in naher Zukunft zum Schriftgelehrten zu ernennen und ihm huldigend Texte seiner sakralen Feder intonieren. Möge der Schriftführer dies anerkennend als Aufforderung begreifen, seinen Getreuen das Wort zu lehren!
Siegen/Iserlohn. Es ist das X vor der 5, das ihn ausmacht. Nicht wie bei BMW der X5 oder gar der CX5 bei Mazda – nein der X5 des Sauerländischen Gebirgsvereins steht weder für einen erhöhten Schadstoffausstoß noch für Verbrauchswerte, die weit über die Angaben in stylischen Prospekten hinausschießen.
Diese Beine warten noch im Zug auf Herausforderungen.
„Unser“ X5 stand nach einer kurzweiligen Zugfahrt ab Siegen-Weidenau bergauf und bergab ebenso für das Ungewisse wie für die Erkenntnis, dass die Natur uns im Gegensatz zur Automobilindustrie niemals betrügen würde. Was uns von weitem wie ein Rapsfeld schon so herrlich gelb entgegenleuchtete, das behielt auch beim Vorbeifahren seine Pracht. Wo jeder Pedaltritt bergauf wehtut und die Scheibenbremsen hinab ins Tal heiß laufen, wo Freud und Leid ganz nah beieinander liegen und wir in wunderschöne Landschaft eintauchen, da kann kein raffgieriger X-Auto-Manager das Zepter geführt haben. Wofür auch? Uns reichen zwei Stollenreifen und die Kraft unserer Muskeln. Was den Schadstoffausstoß betrifft, da hatte allerdings der Herr Direktor mit einer leichten Unpässlichkeit zu kämpfen.
Natur pur.
Wir, die sieben Helden aus Hemer, Iserlohn und Menden haben diesen wahrlich widerspenstigen X5 von Siegen bis in die Heimat über 120 Kilometer und über 2 000 Höhenmeter in zwei Tagen ohne Fehl und Tadel bezwungen. Obwohl Sirenen – ähnlich wie bei Odysseus – mehrmals versuchten, uns vom rechtem Weg der Tugend zwischen dem Sieger- und dem Sauerland abzubringen.
Eine gefährliche Begegnung im tiefen Wald.
Die erste Prüfung bestanden wir gleich zu Beginn der Etappe in dunklem Tann. Mit freundlichem Gruß überholten wir eine Reitergruppe und
währten uns bereits in Sicherheit, als die fünf Amazonen auf ihren kräftigen Rössern plötzlich in Galopp verfielen. Mich jagten sie einen Berg hinauf und warfen mir dabei augenzwinkernd ein Lasso vom Sattel hinab. Das sollte ich ergreifen, um mir den Anstieg zu erleichtern. Doch die Angst, auf den Sattel gezerrt und entführt zu werden, war größer als die Qual am Berg. Eine gute Entscheidung, warteten doch nach einer kurzen Verschnaufpause in Hilchenbach, garniert mit schaumiger Krone am Glas, weitaus schwierigere Prüfungen auf uns.
So radelten wir beschwingt weiter und genossen die herrliche Fernsicht. Nach Stunden kamen wir schließlich in einen Flecken, in dem wir abermals unsere trockenen Kehlen befeuchten und unsere schmerzenden Glieder ein wenig ausruhen wollten. Kurz vor Welschen-Ennest wurde uns ein Biergarten im Dorf angepriesen, der sich leider als poplige Pizzeria entpuppte. Der Wirt – wir tippen mal auf italienische Herkunft – hielt am Samstagmittag ebenso ein Schläfchen wie der Besitzer des örtlichen Getränkemarktes. Diesen Hort des Genusses hatte uns eine liebenswerte Dame lauthals aus dem geöffneten Fenster eines Wohnhauses gegenüber der örtlichen Kirche empfohlen. Leider vergebens. Ebenso wie die Nachfrage bei den Kirchgängern, deren Zwillinge angeblich gerade getauft wurden. Das panische Schulterzucken auf unsere Frage nach einem anständigen Glasbiergeschäft ließ eher darauf schließen, dass es sich bei der Versammlung vor der Kirche um eine Art samstägliches Ritual gegen den demographischen Wandel handelt. Wir vermuten, dass in dem Kinderwagen nur Puppen lagen, die übrigens analog dem Dorfnamen auf Welschen und Ennest getauft wurden.
Josef huldigt der neuen Kreisschützenkönigin am Fuße des Vogelbergs.Lagebesprechung mit Hauptmann Carl.Wieder so einen verfluchten Berg erklommen.Ist das nicht herrlich?
Also schnell weg von jenem Ort, in dem nicht nur der Getränkemarkt, sondern sogar der Dorfbrunnen ausgetrocknet war. Unsere Hoffnung lag auf Bilstein. Dass Karl auf dem Weg ins gelobte Land einen Auffahrunfall verursachte, mag an seiner durstigen Kehle und der Gier nach einem kühlen Blonden gelegen haben. Jedenfalls ging er rasant zu Boden und bremste sich und sein Rad mit der eigenen Nase auf staubigem Grund. Mit Pflaster verziert und mit Annikakügelchen unter der Zunge stürzte er sich dennoch gemeinsam mit uns hinab ins Burgental. Doch was flatterte da rot und weiß vor unseren Augen und ließ uns hart in die Bremsen gehen? Absperrband und der Hinweis, dass dieser Weg von Frauen scharf beschossen wird. Wieder ein Angriff der Sirenen auf die mutigen Fahrensleute? Über eine steile Buckelpiste endlich in Bilstein angekommen löste sich der vermeintliche Anschlag aber in Form des Kreisschützenfestes der Frauen in Wohlgefallen auf. Die drahtigen Männer auf ihren bunten Rädern wurden natürlich freudig begrüßt, kühles Bier und heiße Würstchen wurden gereicht. Und nachdem Bianca Grobbel vom Schützenverein Maumke den hölzernen Aar soeben mit einem Volltreffer von der Stange geholt und die Arme in die Höhe gerissen hatte, lud uns auch sogleich Hauptmann Carlos Heinrichs (die Namen sind übrig
Ein Ale in Altenaffeln gefällig?
ens nicht erfunden) zur Schützenparty in die geschmückte Festhalle ein, in der wir gemeinsam mit den Eingeborenen um einen rauchenden „Indoor-Meiler“ tanzen sollten. Während sich die Gefährten mit den aus dem ganzen Kreis angereisten und ausgelassen feiernden Schützinnen schon auf den Tischen tanzen sahen, lehnte der Tourdirektor höflich mit dem Hinweis ab, dass man ja im nahen Finnentrop eine Klause gemietet habe, die es bis zum Pokalendspiel in noch halbwegs gerader Linie zu erreichen gelte. Die Enttäuschung stand besonders Matthias im Gesicht, hatte er doch zuvor schon in ungewöhnlich grüne Augen geschaut.
Da half alles Klagen nichts. Der Direktor blieb hart und ließ uns unter den Klängen eines schmissigen Marsches aufsitzen. In rasendem Tempo erreichten wir unser Hotel zum Lindenbaum, trösteten uns über die entgangene Schützenorgie mit Krüstchen und Kaltschalen hinweg, um dann schließlich erschöpft als Pokalverlierer ins Bett zu fallen.
Überstanden war das Stimmungstief, als sonores Schnarchen dem Zwitschern der Vögel wich und die frühe Sonne einen weiteren wunderbaren Tag im Sauerland versprach. Duftender Kaffee belebte die müden Krieger schnell, Ei und frische Wurst brachten die Kraft für einen ersten Aufstieg. Und so traten wir in aller Frühe erneut in die Pedale, genossen die frische Waldluft auf verschlungenen Pfaden und machten in launiger Stimmung einen entscheidenden Fehler: Wir ließen Josef vorfahren. Kein Berg war zu steil für ihn, keine Talfahrt konnte rasanter sein. Und natürlich kannte er sich entge
Seltenes Bild – der Direktor bei der Arbeit
gen seinen Bekundungen nicht aus, was uns so manche Schleife drehen ließ. Aber, und hier kommt die Ehrenrettung – wenn Josef Muhs nach Nase fährt, dann findet er auch wie selbstverständlich ein Glasbiergeschäft. Im „Henblas“ in Altaffeln ließen wir uns ein Newcastle Brown Ale munden, bevor es weiter in Richtung Balve ging. Den Überredungskünsten unseres „Führers“, doch zwischendurch noch den einen oder anderen Berg zu nehmen, konnten wir Gott sei Dank im Team widerstehen. Denn kurz vorm letzten Anstieg in Richtung Deilinghofen ging unserem Tourdirektor die Luft aus. Nein, natürlich nicht aus der Lunge, sondern aus seinem Vorderreifen. So streiften flinke Hände die Einmalhandschuhe über und das Team meisterte in Minuten auch diese ihm auferlegte Prüfung. Als der Direktor nach getaner Arbeit in freier Wildbahn noch einmal austreten musste, konnte Holger seine Bewunderung nicht mehr unterdrücken und forderte die Mannschaft auf, Haltung anzunehmen.
Der Direktor tritt aus, die Mannschaft nimmt Haltung an.
Das haben wir mit Rührung und der Hand auf den Herzen gerne getan, konnten uns aber anschließend vor Lachen bis ins Mettgenpin kaum noch in den Sätteln halten.
Solch ein Heldenwochenende schreit nach Wiederholung – der Herbst ist vorgemerkt.
offensichtlich ohne es zu bemerken sind wir am Wochenende Zeuge der regionalen Wirtschaftsförderung im Kreis Siegen geworden. Nach ausgiebiger Recherche habe ich auf der homepage des Wirtschaftsministerums NRW einen link zu einer Ideenskizze gefunden. Hier werden in Zusammenarbeit mit der Uni Siegen einige Vorschläge gemacht, um der Entvölkerung ganzer Landstriche südlich des Ebbehauptkammes entgegen zu wirken:
Förderung von Mehrlingsgeburten durch ggf. auch extralegale gentechnische Experimente
Öffnung der dörflichen Gemeinschaftsfeste für Frauen und andere Außenseiter
offensive Darstellung jahundertelang gewachsener belastbarer Dorfstrukturen und Einbeziehung von Durchreisenden in intensive Gemeinschaftserlebnisse
Ansiedlung von zumindest 1x wöch. geöffneten Getränkemärkten
Förderung der Pferdezucht, da diese hauptsächlich von Frauen im gebärfähigen Alter betrieben wird
Wegeführung aller überregionalen Wege durch alle Talsenken, auch ungeachtet der Topografie
Absperrungen von Wegen durch Flatterband um eine Wegeführung in belebte Gebiete zu gewährleisten
Ansiedlung von Podologen zur Erhöhung der Mobilität der einheimischen Bevölkerung
Wiederansiedlung der tilia cordata (gem. Winterlinde) im heimischen Forst und Erhöhung des Stellenwertes durch Verankerung in der Namensgebung von Flurbezeinungen und Wirtshäusern …
Das lässt unsere Erfahrungen natürlich in einem anderen Licht erscheinen,