Was wäre das Leben langweilig, wenn wir uns nicht mehr wundern

Drei Männer – eine Toilette, und das auch noch auf dem Zimmer. Was für ein Luxus – so hätte die Menschheit vor gut 50 Jahren den Fortschritt gepriesen. Ich zähle jetzt 56 Lenze und kenne aus der Kindheit und dem damals in Hessen genossenen Landleben noch jenen kleinen Topf, der zur Bettgehzeit diskret unter das  Bettgestell geschoben wurde, um in tiefer Nacht wieder hervorgezogen zu werden. Immerhin ersparte es dem abendlichen Zecher – wenn auch die sprinkelte Note viel zu laut im Blech- ,oder etwas vornehmer im Porzellantopf, klang – den Gang in die dunkle und kalte Nacht und damit auf den Donnerbalken.

Aus historischer Sicht sind unsere Helden auf französichem Boden also noch bestens versorgt. Und wie wir ja bereits aus den Berichten unserer Fahrensleute erfahren konnten, hat Alfred die wirklich gelungene Abstandshaltung von Fußende-Bett bis Brillenbeginn-Stand-WC in die wohl einzigartige und damit für jede Hotelbewertung aussagekräftige Plus- Plus- Plus- Plus-Beurteilung gebracht: Kurze Wege!

Sicher, wir dürfen uns im 21. Jahrhundert über derart pragmatische Lebensweisen wundern, kritisieren sollten wir sie mit Blick in die unmittelbare Vergangenheit aber nicht. Auch wenn ich mir ein Schmunzeln bei der Vorstellung, wie die drei Herren in jener Nacht auf der einzigst verfügbaren Brille die Reise nach Jerusalem gespielt haben, nicht verkneifen kann.

Ja wundern! Gewundert wird sich nicht nur in Frankreich, sondern auch in der Hemeraner Heimat. Allerdings – wer käme spontan auf die Idee, dass die Beziehung zwischen einem uns bekannten elektrisch betriebenen Zweiradfahrer und seinem Haarschnitt verwunderte Helden hinterlassen könnte.

Machen wir es kurz: Der Elektrische taucht am Mittwoch um 17.55 Uhr in voller Kampf-Montur und auf seinem Hilfsrad am Heldenheim auf. Karl und Jogi begrüßen ihn freudig und gratulieren ihm zu seiner Entscheidung, mit den Helden auf Tour zu gehen. Ich nähere mich dem Treffpunkt und wundere mich, dass sich der Elektrische in Richtung Innenstadt in Bewegung setzt. Als wir uns begegnen frage ich ihn, warum er denn schon starten will. Die Antwort ist einfach nur wunderbar: Er wolle gar nicht starten, er müsse nur zum Friseur, weil er dort einen Termin habe. Dabei war er so schnell vorbei, dass wir uns über Einzelheiten (siehe Foto) wie Haarschnitt, Färbung oder Echthaarverlängerung gar nicht mehr unterhalten konnten. Gut, dass ein altes franzöisches Sprichwort uns in beiden Fällen weiterhilft:

Zwischen zwei Samstagen geschehen viele Wunder!

 

Immer noch kalt … klasse Etappen … und Spass in den Backen …

… das war schon ein schöner Tag. Endlich raus aus dem Muffbuden-Hotel. Frühstück beim Rausgehen … Baguette und Erdbeermarmelade. Das gibt richtig Kraft. In dieser (mir völlig unbekannten) Gegend gab es die nächsten 45 km rauf und runter in Worten : nix. Kein Kaffee und kein Croissant. Aber wir sind ja jetzt im Training und fahren stoisch bis zum ersten Cafe. Ab dann würde alles besser:

ran an die Saone, endlich Nordwind von hinten und ab nach Gray. Ein Pilsken mit Quiche Lorraine und nach 140 km ist Schluss in Auxonne

Tolles Hotel. Tolles Essen. Und jetzt liegen wir zu dritt nebeneinander im Bett und gucken OM gegen Salzburg … im Moment 0:2 … Friedhelm muss das Foto machen.