
Schade, diese Szene hätte mit der laufende Kamera eingefangen werden müssen, weil sie jedem Betrachter im Kino eine Träne entlockt hätte. Aber allein die Erzählung erwärmt das Herz in kalten Zeiten. Da stellt doch ein “untergetauchter” Held dem Herrn Direktor ein Rähmchen Bier in Begleitung zweier Mettwürstchen vor die Tür und lindert so die größte Not. Die wird kurze Zeit später demonstrativ in Form eines Löwenzahnsalates dokumentiert. Was soll die Welt da denken? Wenn Führungspersönlichkeiten jetzt Gänseblümchen zu sich nehmen, kann die Apokalypse doch nicht mehr weit sein, oder? Weit gefehlt. Wenn der Direktor es nicht selbst getan hätte, dann wäre das gelieferte Wurstpaket investigativ von mir geöffnet und Scheibe für Scheibe aufgerollt worden. So wie die Fleischersfrau rosig grinsend das Röllchen Kinderwurst dem kleinen Lutz damas über die Theke reichte. Kurzum: Bier und Wurst vereinigen sich in der direktorialen Zweisamkeit zur “Bierwurst” und stellen zurecht die kätzerische Frage, warum das Volk nach Nudeln und Mehl lechzt, wo doch “Bierwurst” satt und strunkelich zugleich macht.
Wobei wir bei der erschreckenden Reportage uneres rasenden Reporters Josef von der Muhs angelagt wären, der einmal nicht über Adels-, sonder aus Aktualitätsgründen über geschlossene Wirtshäuser sinniert. Hervorragend bebildert wie weiland die Jagdszenen auf die RAF führt der Autor uns Deutschlands größte Schande nach der letzten Fußballweltmeisterschaft vor die geröteten Augen. Dem Betrachter und literarisch gebildeten Leser klebt dabei unweigerlich die staubtrockene Zunge unter dem Gaumen und die absurdesten Fragen schießen ihm durch die Ganglien. Kann ich ohne Stammtisch weiterleben? Gibt es ein Heldetreffen im Himmel? Zapft der bräsige Wirt auch auf Wolke 23?
Da ist es hilfreich, ja gar heilsam, wenn Josef von der Muhs uns auf dem Rad romangleich hinaus aus der trockenen Geisterstadt mit in seinen Wald nimmt. Laut pfeifend verliert der Leser dabei die Angst vor der Zukunft. Ein unverhofftes Angebot löst unwillkürlich leicht die Zunge vom Gaumen, weil ein dünnes Speichelrinnsal sich auf einen tiefen Schluck aus der Flasche freut und es kaum erwarten kann, als reißender Bierfall die Kehle hinab zu sprudeln. Freitag. Terrasse statt Wirtshaus? Ist das in diesen Zeiten ernst gemeint? Gibt es Gründe? Klärt mich auf.
Der Direktor hat ja so recht. Es lebe das (der finde ich aber schöner) Heldenblog. Wer jetzt Zeit hat, sollte schreiben. Dazu eine kleine Hilfestellung aus dem Einmaleins des Journalismus: Die Geschichten liegen auf der Straße, man muss sich nur mal bücken. Ok, Ok, jetzt habe ich wieder nicht an euer Alter gedacht…