Lieferhelden schonen sich nicht. Auch im Dunkeln transportieren sie vulnerable Lebensmittel bis an die Haustüre des Hilferufers. “Delivery Hero” ist nicht umsonst im Dax.
So auch geschehen am Samstagabend.

dampfenden Topf unter die Nase des Hilferufenden
Eine reichliche Portion – um genau zu sein: “zweimal aufgetan” mit Grünkohl, Kartoffeln und Mettwurst – wurde just in dem Moment geliefert, als auch der Blinde es sich bereits auf der Terrasse des Direktors gemütlich gemacht hatte. Na gut, “gemütlich” nehme ich zurück. Kälte und Wind sprachen eine durchaus andere Sprache – aber Bierchen trinken ging doch recht ordentlich von der Hand in den Mund. Der Chefkoch staunte nicht schlecht, wer da im Schutz der Dunkelheit auf der Terrasse saß – vermutete sogleich subversive Clubpolitik, Kanalarbeiter, womöglich Anstiftung zur Unruhe.
Mit einem weiteren Pilsken war auch er zu beruhigen – obwohl noch nervlich durch die Belastungen des Küchenalltags gezeichnet.

So saßen denn der Blinde im Fahrrad-Vollgeschirr, der Direktor mit rasch übergeworfenem Anorak und der Schriftführer und Hobbykoch – nur mit einer leichten Kochmütze bekleidet auf der Terrasse, nahmen zusammen ein Getränk und waren sich sicher, dass eine kleine aber feine Weihnachtsfeier des Heldenvereins unter ähnlichen Umständen an frischer Luft wohl zustande kommen sollte.

Der geneigte Leser mag daran, dass ich erst heute – also Tage später – diese große Geste schriftlich zu würdigen weiß, Denkwürdiges erkennen:
ich bin noch immer tief emotional berührt – stehe quasi unter anaphylaktischem Grünkohl-Schock. So doll lecker war`s!
