Liebe Mitsommerwende-Freunde und alle, die die Nacht genossen haben. Auf Wunsch eines einzelnen Herren, nennen wir ihn Josef, präsentiere ich Euch hier den Nachtrag zur längsten Nacht des Jahres, den ich ja schon gestern auszugsweise referiert habe:
Die Sommersonnenwende hat bereits heute Morgen (also gestern) exakt um 6.24 Uhr stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt stand die Sonne am höchsten Punkt über dem nordöstlichen Horizont und kreuzt dabei den Himmelsäquator. Sonne und Mond waren sich dabei ganz nah und darüber stand die Venus.
Doch zurück zur Heldennacht. Um 23.30 Uhr ist in südwestlicher Richtung Jupiter und südöstlicher Richtung Saturn zu sehen.
Ungefähr zu dieser Zeit springen Frauen und Männer in Lettland übers Feuer und rufen Ligo, Ligo, Ligo. Den Namen ihres Mitsommernachtfestes. So befreien sie sich angeblich von negativen Kräften. Welch eine Kultur?
Als Feuchtigkeitsbeauftragter bin ich aber von einem weiteren lettischen Brauch begeistert. Denn in den frühen Morgenstunden des neuen Tages ziehen sich die Letten der Sage nach aus und waschen sich mit dem Tau von ihren Wiesen.
Anschließend so heißt es, suchten Liebende im Wald nach einem legendären Farn, der Glück und viele Kinder beschere. Ich glaube ja, dass die Suche nach diesem Farn hier vorgeschoben wird, um paarweise im Gebüsch zu verschwinden. Alles andere geht dann auch ohne Grünzeug.
Wobei wir, welch wunderbarer Übergang, bei unseren eigenen Ritualen und einer weiteren 200 Jahren alten Kulturgeschichte wären. Denn auch wir Helden verschwinden gerne mal im Gebüsch. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern regelmäßig mittwochs und auch sonntags.
Wenn auch nicht paarweise, dafür aber mit einem getreuen Partner, unseren wunderschönen und technisch hochgerüsteten Rädern. Das sah vor 200 Jahren noch ganz anders aus.
Und um den Nörgeleien von Josef entgegen zu treten, dass der Geburtstag unserer liebsten Fortbewegungsmittel im Club nicht genügend gewürdigt werde, biete ich hier die geschichtsträchtige Entwicklung auf einen Blick und bitte um Verinnerlichung der Jahresdaten und der rühmlichen Erfinder. Beides wird bei der nächsten Zusammenkunft abgefragt.