HeldInnen zelebrieren Ihren Gedenktag
“Was konnte nach so einer Ausfahrt noch kommen” fragten sich acht wackere Helden bei klirrender Kälte auf den Höhen des Sauerlandes?


Das, was sie dann aber im liebevoll geschmückten Festsaal des Gasthauses Peters – der schon beim Einzug der Helden unter Melodien aus Carmen, z.B. «L’amour est un oiseau rebelle» erbebte – erwartete, dass hatten sie selbst in ihren kühnsten Träumen zu träumen gewagt!
Es kann darauf verzichtet werden, den festlichen Nachmittag in all seinen überraschenden Einzelheiten zu schildern, schließlich war (fast) die gesamte Gemeinde versammelt und die Mediathek bietet einen Überblick in Bild UND Ton und es wird sicher noch mancher fotografischer Beitrag hinzugefügt. Zweifelloser Höhepunkt – das elfengleiche Umtanzen des Schutzpatrons der Helden durch die Damen. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Strawinsky habe sich diese Szene als Vorbild für seinen wilden ‘Sacre du Printemps’ genommen – allein, der Heilige Josef kam nicht zu Schaden, vielmehr schien es ihm zu gefallen und er im Kreisen um sich selbst die innere Mitte zu finden. Unweigerlich kam den BetrachterInnen bei Inszenierung und Choreografie die unvergleichliche Pina Bausch und ihre schier unerschöpfliche Kreativität und Verwandlungsfähigkeit in den Sinn. Fürwahr, dies war allerdings auch mehr als recht, denn dem Daniel Düsentrieb des 21. Jahrhunderts war es gelungen, Anmut, Kraft und Hingabe in ein Gesamtkunstwerk zu integrieren, dessen Interpretation noch Generationen von Kunstkennern an die Grenzen ihrer Rezeption führen dürfte. Der Einfluss dieses Gesamtkunstwerkes – begleitet von den Ausführungen des Direktors – kann in seinen Auswirkungen auf die Entwicklung der zeitgenössischen Eventkultur momentan noch gar nicht eingeschätzt werden.
Da wird einem nicht bange, wenn man an die weitere Entwicklung des Heldenclubs denkt.
Was sich allerdings dann, unter dem flirrenden Licht der Discokugel, noch zutrug, darüber sollte doch der Mantel des Schweigens gedeckt werden.
Vielleicht kann ein Ausschnitt aus dem Gedicht von Joachim Ringelnatz ‘Mut der reifen Jugend’ dabei helfen eine Vorstellung zu bekommen, was in so jung-reifen Hirnen geschieht und es mag dem Einen oder der Anderen ein Licht aufgehen:
Soll reife Jugend weise, überlegen,
Maßvoll, gelehrt und unpolitisch sein??
Darf sie verdreht und zukunftsblind verwegen
Vergnügen saufen?? – Ja! und so auch: Nein!
Ich weiß darüber keine Regel,
Weiß nur, wie stets das Schicksal das entschied.
Doch zwischen freiem Bursch und blödem Flegel
Sieht nur ein Schwachkopf keinen Unterschied.
Was soll man dazu sagen – so isset!